Langa ist ein Township welches zum Ballungsgebiet von Kapstadt gehört. 1927 gegründet, ist es das älteste Wohngebiet, welches im Zuge einer Umsiedlung von schwarzen in die Vororte gebaut wurde. Wir besuchen die Schule im ältesten Township von Kapstadt.

Das Wohnareal wurde erstellt, um die afrikanische Bevölkerung aus dem Stadtzentrum zu vertreiben. Der Name Langa ist eine Ableitung des Stammesführers Langalibalele, welcher 1873 wegen Aufständen gegenüber der Kolonialmacht auf Roben Island inhaftiert wurde, entstand.

Langa gehörte zu den Brennpunkten im Kampf gegen die Apartheid.

Es ist Oktober 2021, wir stecken mitten in der Corona Krise. Bereits im nördlichen Sommer ist es frühmorgens warm. Wir stehen auf dem leeren Areal des District 6. An dieser Stelle befand sich einst das Zuhause von südafrikanischen Familien, bevor sie durch die Apartheid vertrieben wurden.

Die Schule im ältesten Township von Kapstadt

Das neue Zuhause jener Bürger lag außerhalb von Kapstadt. In den sogenannten Townships fanden sie eine neue Bleibe. Das war in den späten 1960er-Jahren. Heute, 72 Jahre später, befinden Franziska und ich uns auf dem Weg nach Langa. Das Township ist das älteste „schwarze“ Township von Kapstadt. Jedoch im Vergleich mit anderen relativ klein. Längst ist das Township mit der Stadt verwachsen und einfach zu erreichen.

Mit unserem Guide Odwa wollten wir uns ein Bild der schulischen Infrastruktur machen. Auf dem Weg zur Schule erhielten wir einen ersten Einblick in das Leben der hiesigen Bevölkerung. Finde auf unserem Reiseblog explorius mehr über unseren Township-Besuch.

In der öffentlichen Schule von Langa gehen rund 1100 Schüler von der ersten bis siebten Klasse in den Unterricht. Die sieben bis 13-jährigen Kinder werden von gerade Mal 24 Lehrern unterrichtet. Die Klassengrößen mit rund 45 Kindern ist enorm. An einen individuellen Unterricht kann kaum gedacht werden.

Kapstadt

Staat : Südafrika
Region : Westkap
Einwohner : 433’688 (2011)
Einwohner Einzugsgebiet: 4’618’000 (2020)
Fläche : 2’446km2
Gründung: 1652
Daten von wikipedia

Das Problem daran scheint das Finanzierungsprogramm des Staates und die geringen Löhne des Lehrpersonals zu sein. Die Schule wird pro aufgenommenen Schüler bezahlt, da die Beiträge jedoch sehr klein sind, müssen die Schulen die Anzahl Schüler pro Klasse größer halten. Zudem existieren grundsätzlich zu wenige Schulen, was das Problem auch nicht einfacher macht.

Die Siyabulela Primary School, welche wir heute Besuchern wurde 1982 eröffnet. Es ist eine Schule im ältesten Township von Kapstadt. Sie scheint in einem ordentlichen Zustand zu sein. Der aktuelle Schuldirektor, Herr Guzana, ist bereits seit 2001 im Amt. Er berichtet uns, dass es kaum zu Veränderung im Schulsystem oder der Infrastruktur gekommen ist. So hofft er schon seit Jahren, dass der Innenhof überdacht wird. Bei stürmischem Wetter oder starkem Sonnenschein sind die Schüler zur Zeit der dirkten Witterung ausgesetzt.

Der Schulunterricht ist kostenlos und für die Kinder pflicht. Wenn ein Schüler mehr als zwei oder dreimal nicht in die Schule kommt, informieren die Lehrer den Direktor. Dieser geht der Sache nach und prüft, wo das Kind steckt.

Während dem wir mit dem Direktor reden, erscheint sich hinter der Gesichtsmaske verstecken zu wollen, fallen uns die Pokale in der Vitrine auf. Ich mag mich an meinen Schulbesuch in Thailand erinnern, in welcher die Direktorin mir mit vollem stolz die Pokale gezeigt hat. Die hiesige Schule gehört zu den besten bei jedem Gesangswettbewerb, erzählt uns der Direktor.

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Herr Guzana, seit 2001 Schuldirektor der Siyabulela Primary School.

Das Problem Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit in Südafrika ist mit 35 % relativ hoch. In der Schweiz liegt 2022 die Rate bei circa 2% und in Deutschland bei rund 5%. Obwohl der Staat auf dem afrikanischen Kontinent das Land mit dem zweitgrößten BIP ist, scheint es an Arbeit zu fehlen.

Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, werden viele Schüler dieser Klasse nach der Highschool keinen Beruf finden. Zudem gibt es viele afrikanische Einwanderer, die günstiger auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind. Obwohl die Schüler die Grundlagen für das Leben vermittelt bekommen, ist es fraglich, welche Zukunft sie haben werden.

Die Schulklassen

Wir dürfen uns eine Klasse beim Unterricht anschauen. Wenig überraschend ist der Klassenraum bis auf den letzten Quadratmeter ausgenutzt. Es herrscht eine gesittete Ordnung. Das Klassenzimmer besitzt ein grosses Fenster, welches viel Tageslicht spendet. Was wichtig ist, den Südafrika wird von einer chronischen Stromknappheit geplagt, was dazu führt, dass täglich mehrmals der Strom in einzelnen Stadtteilen abgestellt wird. In den ärmeren öfter als in den Wohlhabenden.

Im Klassenzimmer gibt es keine digitalen Medien. Hier wird traditionell unterrichtet. Die Schüler tragen alle eine Schuluniform. Sie nützen ihre Schulbücher, Notizhefter und Schreiber. Die Schüler lernen hier die Grundlagen fürs Leben. Auf einzelne Lernschwächen kann ein Lehrer nicht eingehen, für das sind es zu viele Schüler. Die meisten der 45-55 Schüler kommen aus 90 % der Fälle aus der näheren Umgebung.

Manchmal kommt es vor, dass Schüler nicht gleich in der nächst möglichen Schule untergebracht werden können. So kommt aktuell ein Schüler aus einem 40 km entfernten Stadtteil. Kaum vorstellbar, wenn ein Primarschüler in der Schweiz aus der Stadt Zürich in der Stadt Winterthur zum Unterricht gehen müsste.

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Während dem wir die Klasse beobachten, sind klare Verhaltensmuster der einzelnen Schüler zu sehen. Es gibt die Pflichtbewussten, welche ihre Aufgaben akribisch lösen. Die Unkonzentrierten, bei dem alles andere wichtiger ist, als die Aufgabe vor ihnen. Genauso gibt es diejenigen, die sich offensichtlich durchmogeln und links und rechts schauen, wie die Antwort lautet. Eigentlich nicht anders als bei uns.

Man darf nicht vergessen, dass sich der Staat Südafrika nach der Apartheid quasi neu erfinden musst. Tiefe Gräben in der Gesellschaft mussten überwunden werden. Die dazumal zurückgehaltene schwarze Bevölkerung musste sich erst das Recht auf Bildung und Arbeit erkämpfen. Dass dies nicht von heute auf morgen passiert, ist naheliegend. In Anbetracht dessen steht noch einige Arbeit an, Südafrika scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Hoffen wir mal, dass Korruption und Misswirtschaft diesen Trend nicht umkehren.

Den Umständen entsprechend

Wir befinden uns in einer Baracke nur knapp 1 km von der Schule entfernt. Es ist eine Unterkunft, welche von der Mutter unseres Guides betrieben wird. Hier finden Kinder ohne Eltern einen Zufluchtsort, es ist dunkel, die Luft ist schlecht und die Better eng beieinander. Auf einem Fernseher läuft irgendeine Fernsehsendung mit viel Bildrauschen. Die Kochnische ist alles andere als sauber und eigentlich ist die Unterkunft nicht das, was man sich als Kind wünschen mag. Ein etwas Älterer her hat die Obhut über die Kinder, bis sie tags drauf wieder in die Schule gehen können.

An der Wand hängen verblasste Fotos von Kindern, die hier einst eine zu Flucht fanden. Manche von ihnen haben es geschafft, eine Arbeit zu finden.

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